Die Natur macht vor, wie Smartes Recycling gelingen kann: dort gibt es keine Abfallprodukte, alles wird verwertet und in einen großen Kreislauf zurückgeführt. Dieser Entwurf setzt an diesem Punkt an und ist der Überzeugung: Smart Recycling fängt damit an, mit der Natur zu arbeiten statt gegen sie. Das Konzept sieht vor, die natürlichen Potentiale des Standorts zu integrieren. Ein ganzheitlicher Ansatz betrachtet die Deponie wieder als Teil eines komplexeren Stoffkreislaufs innerhalb der Landschaft. Schritt für Schritt verwächst sie symbiotisch mit der sie umgebenden Landschaft, statt sich wie bisher von dieser hermetisch abzugrenzen. Das angrenzende Naturschutzgebiet Minderer Wald und die darin vorkommenden biotischen Ressourcen dienen als Ausgangspunkt für die sukzessive Entwicklung des Areals. Stoffkreisläufe und Prozesse des Wald-Ökosystem werden in neue und alte Nutzungsformen auf dem Deponiegelände eingebunden. Dabei entpuppt sich der grüne Nachbar als wahres Multi-Talent: er bestäubt, verbreitet Samen, räumt auf, reinigt Luft und Wasser, bekämpft Schädlinge uvm. Diese Ökosystemdienstleistungen werden komplett umsonst zur Verfügung gestellt. Sie nicht zu nutzen wäre wohl alles andere als smart.
Vom Reststoff zum Wertstoff
„Wir sind umgeben von einem vom Menschen gemachten, anthropogenen Lager in Höhe von über 50 Milliarden Tonnen an Materialien.“ (UBA) Viele dieser Rohstoffe sind in unseren Städten und unserer Infrastruktur gebunden. Viele lagern als „Abfallstoffe“ auf unseren Deponien. Und jährlich wächst dieses Lager um zehn Tonnen pro Person an. Ein enormes Potential zur Bereitstellung unseres zukünftigen Ressourcenbedarfs. In Zukunft gilt es, sich dieses „Schatzes“ bewusst zu werden und intelligent in neue Wertstoffkreisläufe zu reintegrieren. Der Ressourcencampus in Minden-Lübbecke bietet die Chance, die Potentiale dieses Rohstofflager beispielhaft aufzuzeigen. Unser Konzept zeigt dabei, wie dies in unterschiedlichen Maßstäben, in einer Symbiose zwischen Primär-, Sekundärrohstoffen sowie in engem Verbund mit der Natur gelingen kann. Das Deponiegelände wird zur aktiven Kulturlandschaft, die Ressourcengeber sein kann und dabei aufzeigt, wie in einem dynamischen Transformationsprozess Landschaft, Rohstoffe und Natur integriert bewirtschaftet werden und gleichzeitig Artenvielfalt gesteigert werden kann. Dabei werden Reststoffe zu Wertstoffen und neben den Rohstoffen selbst, wird auch der Ort aufgewertet und als öffentlicher Ort in die Umgebung reintegriert.
Der Innovationscampus - forschen, erfahren, lernen Städtebau – Aufwertung und Reintegration
Das Gebäudeensemble aus Innovationszentrum, Werkstatt und Recyclingroad bildet einen zum Deponiekörper ausgerichteten „Campusplatz“ aus. Als neues, ordnendes Zentrum fungiert dieser als Verteiler und Orientierungspunkt auf dem Gelände. Die Gebäude erzeugen dabei eine formale Klammer, die sich aus den „Zellen“ der Landschaft ergeben und mit diesen korrespondieren. In der heterogenen Umgebung aus Gebäuden unterschiedlicher Nutzung und Bauzeit, schafft die eigenständige Form ein neuen Identifikationspunkt, der den Bestand behutsam aber nachhaltig ergänzt. Alle Neubauten halten sich dabei formal zurück und verstehen sich als vermittelnder Akteur zwischen den Bestandsgebäuden, den dort tätigen Menschen und der Öffentlichkeit.
Alle Gebäude sind flexibel nutzbar und folgen einem klar gerasterten Grundprinzip. Bewusst wird dabei auf einen „klassischen“ Modulcharakter verzichtet. Stattdessen entsteht ein „organischer Campus“. Die Gebäude stehen für eine vielfältige Nutzung, sowie Um- und Weiternutzung zur Verfügung. Sie definieren mit der aktuellen Raumaufteilung den Istzustand des aktuellen Bedarfs, lassen sich durch die Art Ihrer Konstruktion aber flexibel umbauen ohne Müll zu erzeugen.